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Bei der Vielseitigkeit Marbach trafen sich dieses Jahr nicht nur die Berufsreiter, um ihr Championat Vielseitigkeit auszutragen, sondern auch starke Franzosen, Schweden und Neuseeländer, um für die Olympischen Spiele in Paris zu sichten. Dirk Schrade hatte ein äußerst erfolgreiches Wochenende.

In die Wertung des Berufsreiterchampionats flossen dieses Jahr erstmals zwei Prüfungen ein –  eine kurze und eine lange Vier Sterne-Prüfung – wobei letzteres doppelt zählte und auf Wunsch der FN als Qualifikationsprüfung für Paris ausgeschrieben worden war. Doch dazu später mehr. Pferdewirtschaftsmeister Dirk Schrade ritt Casino in der langen Prüfung CCI4*-L. Der 14-jährige Holsteiner zeigte sich nach einer verletzungsbedingten Pause in 2023 wieder souverän und kraftvoll. Nach der Dressur lag das Paar in Führung, im Gelände kamen 4,4 Punkte für Zeitüberschreitung hinzu, im abschließenden Parcours blieb das Paar fehlerfrei. „Schön, wieder zu Hause zu sein“, freute sich der 45-Jährige und lobte sein Pferd: „Casino ist toll drauf und hat unglaublich gekämpft diese Woche. Er ist wieder voll da. Ich bin happy. Seine Stärke ist, dass er keine Schwächen hat. Er geht Sonntag null, wenn er null gehen muss. Wenn ich es gut reite, akribisch vorbereite und ihn locker halte auf dem Abreiteplatz, dann macht er selten einen Fehler. Und das ist heutzutage eine riesige Stärke. Aber er kann auch gut Dressur gehen und Gelände macht er sowieso gut.“
Mit 33,2 Minuspunkten insgesamt landeten die beiden auf Platz zwei hinter Australiens Altmeister Andrew Hoy, der mit seinem Anglo Araber Vassily de Lassos nach Platz zwei in der Dressur und lediglich 0,4 Zeitstrafpunkten im Gelände, im Parcours schließlich nichts anbrennen ließ und in den Angriffsmodus wechselte: Sieg mit 31,0 Minuspunkten.

TITEL DER BERUFSREITER

Dirk Schrade sicherte sich in der Wertung zum Berufseiterchampionat zum zweiten Mal in seiner Laufbahn die Siegerschärpe. Zuletzt hatte er 2016 ganz oben auf dem Treppchen gestanden. „Der Sieg im Berufsreiterchampionat hat einen großen Stellenwert für mich. Es ist eine tolle Idee und sagt auch etwas aus!“ Erfolgreiches Wochenende mal zwei: Er konnte zudem mit seinem siebenjährigen Nachwuchspferd Bacalar, einer Holsteiner Stute v. Barcley, die lange Zwei Sterne-Prüfung gewinnen.

BBR-Delegierter Markus Lämmle betonte: „Mich freut es, dass das Berufsreiterchampionat in Marbach in der langen Vier Sterne-Prüfung entschieden wurde. Und es freut uns natürlich als Marbacher und Berufsreiter besonders, dass Dirk Schrade als gebürtiger Baden-Württemberger und toller Ausbilder gewonnen hat.“

In der langen Vier Sterne-Prüfung waren nur neun Reiter an den Start gegangen, im Parcours traten zuletzt noch fünf an. Dirk Schrade war der einzige Deutsche. Bundestrainer Peter Thomsen bat um Nachsicht, dass nicht mehr deutsche Reiter die Marbacher Prüfung wahrgenommen hatten, teils aus gesundheitlichen Gründen (Pferd oder Reiter), teils wegen der Saisonplanung. Das Marbacher Veranstalter-Team zeigte sich trotzdem zufrieden und sah die Austragung einer langen Vier Sterne-Prüfung als Test für Marbachs Bewerbung für die Austragung einer Europameisterschaft.

CCI4*-S: FRANZOSEN UNSCHLAGBAR

Michael Jung hatte seinen Paris-Kandidaten Chipmunk in der CCI4*-S Prüfung gesattelt. Nachdem er in der Dressur die Führung übernommen hatte, kassierte er im Gelände sechs Zeitstrafpunkte und auch im abschließenden Parcours holte er nicht das letzte aus dem 16-jährigen Hannoveraner raus. Es gab keinen Abwurf, aber noch einmal 2,4 Zeitstrafpunkte. Machte in Summe 33,7 Punkte, Rang sieben in der CCI4*-S Wertung und der zweite Platz im Berufsreiterchampionat. Das ist seine vierte Silbermedaille in dem Championat, neunmal hat er gewonnen. „Chipmunk ist in einer fantastischen Form. Er hat sich richtig gut angefühlt“, so der 41-jährige Reitmeister. „Er war in allen drei Teilprüfungen richtig schön locker und konzentriert. Im Moment ist alles so, wie ich es mir vorstelle. Das war die erste richtige Prüfung. Ich habe Zeitfehler in Kauf genommen. Ich wollte einfach eine tolle Runde drehen und bin mehr nach Gefühl geritten.“ Nächste geplante Etappe für das Paar ist Luhmühlen Mitte Juni.

PREMIERE

Erstmals platziert im Berufsreiterchampionat war Sportsoldatin Libussa Lübbeke aus Warendorf mit ihrer selbstgezogenen 14-jährigen Hannoveraner Stute Caramia v. Comte. Rang zehn wurde es nach der Dressur, im Gelände kamen vier Zeitstrafpunkte und im abschließenden Parcours ein Abwurf hinzu. 37,4 Minuspunkte insgesamt bedeuteten Bronze bei den Berufsreitern und Rang 13 in der CCI-Wertung.
„Ich bin sehr zufrieden mit Caramias Leistung. Ich konnte im Gelände ein bisschen schneller reiten als letztes Jahr und wir sind auf einem guten Weg. Ihre Stärke ist absolut das Gelände, aber mittlerweile ist sie auch in der Dressur sehr beständig und verlässlich“, so das Fazit der 23-Jährigen, die mit ihrem Resultat außerdem die Station des U25-Förderpreises gewinnen konnte.

TRICOLORE DOMINIERT

Die französischen Reiter hatten das Sagen in der CCI4*-S Prüfung. Platz eins bis drei belegten allesamt Kandidaten für Olympia im Sommer. Der Sieg ging an Astier Nicolas, der mit Babylon de Gamma von Platz sechs nach der Dressur eine fehlerfreie Runde im Gelände ablieferte und sich auch als letzter Starter im Parcours nichts zu Schulden kommen ließ. Mit 28,0 Minuspunkten ließ er seine beiden Kollegen Nicolas Touzaint mit Diabolo Menthe (28,7 Minuspunkte) und Gireg Le Coz mit Aisprit de la Loge (30,5) hinter sich.
„Mit diesem guten Pferd erwarte ich immer nur das Beste“, berichtete Astier Nicolas nach seinem Ritt auf dem 13-jährigen Selle Français Wallach Babylon de Gamma v. Mylord Carthago. „Die Konkurrenz hier war aber stark, sowohl in unseren französischen Reihen – denn wir haben Paare mitgebracht, die eine gute Chance haben, an den Olympischen Spielen teilzunehmen – als auch unter den anderen Reitern. Mit Michael Jung war nämlich der Reiter da, der sich als Favorit für die Olympischen Spielen betrachten kann. Bei einem solchen Turnier kann man wegen eines Details ganz oben stehen oder aus den Top zehn fliegen. Ich hatte alle möglichen Abläufe im Kopf, inklusive des besten Szenarios.“

Louise Romeike (SWE) belegte mit Caspian Platz vier (32,5) vor Clarke Johnstone (NZL) auf Domasco (33,4) und James Avery (NZL) mit Connection (33,7).

Die Pressemitteilung aus Marbach von Hartmut Binder finden Sie HIER